Wenn ich als Supervisor gut arbeite…. dann nehme ich es nicht persönlich!

Kürzlich, in einer Teamentwicklung in einer grossen Organisation, sagte ein/e Teilnehmer/in: «Es freut mich ja für dich Niel, dass du hier Geld verdienen kannst mit diesem Auftrag. Aber bringen tut es uns ehrlich gesagt nicht wirklich etwas». Bumm! Folgendes höre ich: «Niel, was du hier tust, das bringt nichts. Du machst hier dein Geschäft mit diesem Auftrag, du schiebst hier eine ruhige Kugel, du bist kein guter Berater…» und so weiter.

Halt: Das könnte ich hören – und mich dann gekränkt oder angegriffen fühlen. Aber nur, wenn ich schlecht arbeite….

Wenn ich aber gut arbeite, beziehe ich die Aussagen nicht auf mich, sondern auf die Person, die spricht. Und was sie über sich selbst sagt. Dann höre ich eher: «Niel, ich habe andere Ziele! Ich wünsche mir, dass diese Beratung etwas bringt, und das tut sie zurzeit nicht». Oder: «Wer auch immer Dir den Auftrag für diese Teamentwicklung gegeben hat, hat nicht verstanden, um was es wirklich geht». Das sind bessere Interpretationen, die mich weder kränken noch verunsichern – sondern neugierig machen und mich animieren, der Bedeutung der Aussage nachzugehen.

Wenn es mir gelingt, die Anliegen, Bedürfnisse, Wünsche oder Ziele, die in kritischen Aussagen versteckt sind, herauszuschälen und in den Fokus zu bringen, dann arbeite ich gut.

Vielleicht kommt Ihnen in diesem Zusammenhang die Jiu-Jitsu Methode* in den Sinn:

Ich blocke den (vermeintlichen) Angriff nicht ab, sondern nutze die Aggression, um die eigentlichen Ziele dieser Person und möglicherweise des ganzen Teams herauszuschälen. Wir greifen also die Idee auf, dass diese Supervision etwas bringen könnte: «Was müssten wir den tun, damit es etwas bringen würde? Du hast ja recht konkrete Vorstellung, was nützlich sein könnte.»

Diese Frage stelle ich – und mit den Antworten haben wir dann das Material, um echte, relevante Ziele abzuleiten. Und sofort haben wir eine positivere, konstruktive Stimmung.

Und dann arbeiten wir weiter – und dann bringt die Sitzung wirklich etwas!

 

 * In etwa: «Begegne dem Angriff nicht mit Kraft, sondern nutze den Schwung des Gegenübers für deine Zwecke».