Austretende Mitarbeiter*innen sind Ihre Botschafter!                                                  

Das grösste Problem, das viele Teams im Sozialen zur Zeit haben, ist Personalmangel. Sie sind unterbesetzt und es ist schwierig, die freien Stellen rechtzeitig gut zu besetzen. Als Berater könnte ich nun versuchen, mit den verantwortlichen Führungskräften über ihre Rekrutierungsprozesse zu sprechen. Das würde vermutlich Sinn machen. Aber ich spreche lieber über ein Thema, bei dem die Einflussmöglichkeiten deutlich grösser sind und die Wirkung (zumindest langfristig) ebenfalls sehr gross ist: Über die Gestaltung guter Austritte, das Austrittsmanagement.

Gutes Austrittsmanagement beinhaltet unter anderem folgende Handlungen und Haltungen:

  • Die Entscheidung der Mitarbeitenden, die Stelle zu verlassen, wird mit Respekt behandelt; sie hat sich das gut überlegt. Natürlich darf ein Bedauern über die Kündigung guter Mitarbeitenden geäussert werden. Es darf aber nicht mal ein Hauch eines Vorwurfs im Bedauern mitschwingen.
  • Keine Kritik an zurückliegenden Leistungen! Jetzt, nach der Kündigung, darf keine neue Kritik an der Arbeitsweise des Austretenden geäussert werden. Sie hatten lange genug Zeit für diese Kritik. Wenn Sie diese Zeit genutzt haben, dann ist alles gesagt und braucht nicht wiederholt zu werden. Wenn Sie die Zeit nicht genutzt haben, dann ist die Chance verpasst, denn jetzt wäre ein kritisches Feedback nicht mehr aufbauend, sondern es wäre “Nachtreten”.
  • Interesse am weiteren Leben und Werdegang der Mitarbeiterin zu zeigen, ist angebracht. Sie haben sich ja für das Menschliche interessiert, als sie angestellt war; es wäre deshalb nicht integer, sich nun nicht mehr dafür zu interessieren. Vereinbaren Sie also weitere Kontakte oder betonen Sie Freude über künftige Besuche.
  • Abschiede brauchen ein Ritual. Eine Würdigung und ein symbolisches Geschenk an einer Sitzung, ein Dessert oder Zvieri mit einer kurzen Rede, ein Abschieds-Apéro oder sogar ein Abschiedsfest; das alles dient dazu, den Abschied stimmig bewusst werden zu lassen.

Mit dieser Haltung bewirken Sie drei Dinge:

  1. Die Austretende geht mit einem guten Gefühl. Menschen, mit denen sie über diese Arbeitsstelle sprechen wird, werden das gute Gefühl wahrnehmen. Sie haben eine Botschafterin!
  2. Der Austretende kann zurückkommen. Ihre Haltung ist wie ein roter Teppich, der ausgerollt bleibt für den Fall, dass es an der neuen Stelle nicht klappt.
  3. Die, die im Team bleiben, nehmen das alles wahr – und fühlen sich in diesem wertschätzendem Arbeitsklima wohl.

Nicht nur Führungskräfte, das ganze Team kann einiges dazu beitragen, den Arbeitsort für künftige oder zurückkehrende Kollegen attraktiv zu machen.