Das Paradox der Wahlfreiheit

Neulich in den Ferien in Süd-italien: Statt glücklich auf der Strasse an seinem Glace schleckend, steht Max (6) noch immer in der Gelateria. Bzw. er liegt in der Gelateria, am Boden, in Tränen, verzweifelt, dem Nervenzusammenbruch nahe. Was ist los? Zwischen zweiunddreissig Sorten darf er sich entscheiden. Das heisst aber auch: Er muss sich gegendreissig Sorten entscheiden – er, Schleckmaul, der doch jede Sorte liebt.

Am Ende geht er ohne Glace aus der Gelateria, der Nach-mittag ist im Eimer, seine Stimmung tief traurig. Erst am Abend, als ihm jemand ein Vanille / Erdbeer Cornet bringt, ungefragt, ohne Kommentar, geht es wieder etwas besser.

Nun sind wir, Erwachsene, nicht mehr sechs Jahre alt und bestimmt besser in der Lage, eine Wahl zu treffen. Aber glücklicher sind wir nicht ob der Wahlfreiheit. Denn auch wir haben so unsere liebe Mühe mit Selektion, mit „nein“ sagen. Und auch uns kann es passieren, dass uns ein Überangebot an Möglich-keiten paralysiert.

So freut mich die einfache Wahl beim Mittagsessen im neuen Restaurants „les Wagons“ am Lagerplatz in Winterthur: Menü 1 oder eine feine Suppe. So einfach – und ich bin immer glücklich mit meiner Wahl.

Komplexität reduzieren, Varianten ausschliessen, „nein“ sagen – das sind immer wieder Themen in Organisationsberatung, Supervision und Coaching.